Einstellungen zur Barrierefreiheit

Ein besonderer Begleiter: Reisen mit Parkinson

21. Juli 2022

Reisezeit ist die schönste Zeit des Jahres: Entspannung in den Bergen oder am Meer, Besuche von Museen und anderen Sehenswürdigkeiten - all das hilft, den Zwängen des Alltags zu entfliehen. Dies gilt natürlich in gleicher Weise auch für Betroffene der Parkinson-Erkrankung. Um die Reise aber auch bei Einschränkungen durch die Erkrankung zu einem Genuss werden zu lassen, haben wir im Folgenden einige Tips und Hinweise für Sie zusammengestellt.

Planung der Reise

Die gute Planung einer Reise kann über deren Gelingen oder Scheitern entscheiden - mit Parkinson gewinnt die Planungsphase aber eine noch größere Bedeutung. Scheuen Sie sich nicht, Hotels, Reiseanbieter oder Transportunternehmen direkt mit Ihren Fragen zu kontaktieren. Häufig hilft auch eine Recherche im Internet bereits weiter. Fast alle großen Hotels und Transportunternehmen haben insbesondere das Thema Barrierefreiheit schon auf ihren Internetseiten verankert.

Auswahl des Reiseziels

Prinzipiell sind alle Reise-Arten vom Städtetrip, über einen Wander-/Aktivitätsurlaub bis zum entspannten Sonnenbaden am Meer auch für Parkinson-Betroffene möglich. Versuchen Sie sich aber vor Beginn der Planung eine realistische Vorstellung über Ihre aktuelle Erkrankungssituation und damit verbundene Einschränkungen zu machen. Besprechen Sie sich ggf. auch mit Familienangehörigen oder Ihren behandelnden ÄrztInnen. Das Gelingen eines Urlaubs hängt nicht zuletzt entscheidend davon ab, dass Sie in der Lage sind, sich zu entspannen. Und das gelingt häufig nicht, wenn Sie sich dauerhaft in einem Gefühl der Überforderung befinden.

Körperliche Einschränkungen bedeuten dabei aber nicht zwingend, dass Urlaub nur noch am benachbarten Badesee oder an Nord-/Ostsee stattfinden können. Manchmal sind Flugreisen z.B. ins europäische Ausland kürzer und stressfreier als lange Auto- oder Bahnfahrten innerhalb Deutschlands!

An-/Abreise

Versuchen Sie schon durch vorausschauende Planung Hektik bei der Reise zu vermeiden. Durch Hektik geht die Urlaubsvorfreude schnell verloren und nicht zuletzt können sich viele Parkinson-Symptome durch Streß, Anspannung und Hektik verschlechtern.

Idealerweise und wenn möglich vermeiden Sie die Hochsaison als Reisezeit und nutzen statt dessen eher Frühling oder Herbst. Dies ist sowohl aus Gründen des niedrigeren Reiseaufkommens als auch aufgrund der milderen und angenehmeren Temperaturen sinnvoll.

Falls Sie sich für eine Flugreise entscheiden, sollten Sie die folgenden Aspekte in ihre Planung einbeziehen:

  • Buchen Sie wenn möglich Direktflüge. Sollte dies nicht möglich sein, planen Sie extra viel Zeit für das Umsteigen ein.
  • Kontaktieren Sie die Airline direkt wegen Unterstützungsmöglichkeiten am Flughafen oder Informieren Sie sich auf den entsprechenden Webseiten. Hier gibt es insbesondere Möglichkeiten zur Begleitung bei Abflug und Ankunft, Erleichterungen beim Ein- und Aussteigen sowie Vorteile bei der Auswahl Ihres Sitzplatzes. Wenn bei Ihnen bereits leichte Einschränkungen in der Mobilität bestehen und das Gehen erschwert ist, sollten Sie erwägen, am Flughafen einen Rollstuhl zu nutzen. Dieser wird Ihnen durch die Airline bzw. den Flughafen inkl. Begleitperson zur Verfügung gestellt - in Anbetracht der häufig langen und unbekannten Wege auf Flughäfen kann dies eine deutliche Erleichterung bedeuten. Außerdem besteht durch Ihre Begleitperson direkt ein Kontakt zum Personal am Boarding-Gate.
  • Bei Sicherheitskontrollen kann es sein, dass bei Kontrolle der Medikamente eine Bescheinigung Ihres behandelnden Arztes gefordert wird, welche die Erkrankung und die notwendigen Medikamente bestätigt - erkundigen Sie sich rechtzeitig bei Ihrem behandelnden ArztIn nach einem entsprechenden Dokument. Vorlagen hierfür finden Sie im Internet. Beachten Sie auch, dass strengere Bestimmungen sowohl beim Mitführen als auch bei der Dokumentation für Schmerzmedikamente gelten, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. 
  • Falls Sie mit einer tiefen Hirnstimulation (THS) behandelt werden, führen Sie den Patientenausweis während der gesamten Reise mit sich und zeigen diesen bei Erreichen der Sicherheitskontrolle direkt vor. Durch die Metalldetektoren kann es zu einer Deaktivierung des THS-Systems kommen. Es kann daher sinnvoll sein, das Systems direkt vor der Sicherheitskontrolle selbständig mit dem Handsteuergerät zu deaktivieren. Dies sollte jedoch nur erfolgen, wenn Sie wissen, dass sie auch mit deaktiviertem THS-Systems gut gehfähig sind. Nach Passieren der Sicherheitskontrolle sollten Sie auf jeden Fall mit ihrem Handsteuergerät den Status Ihres THS-Systems überprüfen. Kontaktieren Sie bei offenen Fragen zu diesem Thema außerdem auch die Herstellerfirma Ihres THS-Systems.

Medikation

Informieren sie Ihre behandelnden ÄrztInnen über die geplante Reise, kurzfristige Anpassungen der Medikation kurz vor der Reise mit möglicherweise negativen Auswirkungen auf die Beweglichkeit im Reiseverlauf können so vermieden werden.

Achten sie unbedingt darauf, ausreichend Medikamente mitzunehmen. Beziehen Sie auch das Risiko für eine Verzögerung der Reise oder das Abhandenkommen Ihres Gepäcks mit in die Überlegungen ein. Idealerweise sollten sie mindestens zwei vollständige Sets der notwendigen Medikamente inkl. Reserve für Bedarfsmedikation und Verzögerung an zwei verschiedenen Orten (z.B. ein Set im Aufgabegepäck und ein Set im Handgepäck) mitführen.

Bei längeren Flügen durch verschiedene Zeitzonen muss berücksichtigt werden, dass die Medikamentendosen evtl. an die Zeitverschiebung angepasst werden müssen. 

Eine Faustregel lautet, dass bei Flügen nach Westen ggf. zusätzliche Tabletten, bei Flügen nach Osten ggf. weniger Tabletten eingenommen werden müssen. 

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: eine in Berlin lebende Patientin Fr. X nimmt 100/25mg Levodopa/Carbidopa üblicherweise um 8h/12h/16h/20h ein. Ihr Flug nach New York City startet um 8h morgens und landet 9 Stunden später. Während des Fluges nimmt Sie entsprechend Ihres Schemas im Sinne der Berliner Zeit um 8h, 12h und 16h ihre Medikation ein. Bei Ankunft in New York City ist es 11h (17h nach Berliner Zeit) und sie fährt (jetzt nach New Yorker Zeit) mit ihrem Schema fort und nimmt die nächsten Medikamente um 12h, 16h und 20h Ortszeit. Es werden daher zwei zusätzliche Einnahmezeiten erforderlich. 

Trotz eines Jetlags sollten Sie versuchen, das Medikamentenschema auch in der neuen Zeitzone entsprechend der Ortszeit aufrecht zu erhalten.

Vor Ort

Gönnen Sie sich nach einer längeren und stressvollen Anreise einen oder zwei Tage zur Eingewöhnung an die neue Umgebung. Auch zwischen Aktivitäten im Verlauf des Urlaubs können ein halber oder ganzer „Ruhetag“ dazu beitragen, den Rest der Zeit besser geniessen zu können. Informieren Sie auch das Hotel über Einschränkungen, so dass diese bei der Vergabe des Zimmers einbezogen werden können.

Insbesondere zu einem gelungenen Sommerurlaub gehört häufig auch ein erfrischendes Bad im See, Meer oder Swimming-Pool. Lesen Sie mehr über besondere Aspekte beim Baden und Schwimmen mit der Parkinson-Erkrankung im folgenden Artikel.

Hinweis:

Trotz großer Sorgfalt bei der Erstellung dieses Artikels kann keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen gegeben werden. Bitte befragen Sie ggf. ihre behandelnden ÄrztInnen, Versicherungen und/oder Reiseunternehmen.

Dieser Beitrag erschien erstmalig im Newsletter der Parkinson-Stiftung 02/2022.

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