18. Juli 2021
Eine aktuelle Studie, an der 861 Menschen mit Parkinson-Erkrankung und 256 Angehörige teilgenommen haben, untersucht die psychosozialen Konsequenzen der Parkinson-Erkrankung in sechs europäischen Ländern. Die Erhebungen erfolgten in Deutschland, Frankreich, Italien, Portugal, Spanien und Großbritannien mittels Fragebögen zu Lebensqualität, medikamentöser Therapie und nicht-motorischen Symptomen. Die teilnehmenden Betroffenen waren im Durchschnitt 65 Jahre alt und litten seit durchschnittlich 7,5 Jahren unter Parkinson.
Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass die Lebensqualität bei Parkinson wesentlich durch Angst und Depressionen bestimmt wird. Impulskontrollstörungen, die sich zum Beispiel in verschwenderischen Geldausgaben, hypersexuellem Verhalten oder pathologischem Glücksspiel äußern können, lagen bei fast der Hälfte (45 Prozent) der Befragten vor. Diese Zahlen weisen darauf hin, dass das Problem der Impulskontrollstörungen höhere Aufmerksamkeit verdient und Betroffene unbedingt über diese mögliche Begleiterscheinung der medikamentösen Therapie aufgeklärt werden müssen.
Besonders interessant, da bisher nur wenig erforscht, sind die Zahlen zur partnerschaftlichen und familiären Situation von Menschen mit Parkinson und ihrer Angehörigen. Fast drei Viertel der befragten Männer berichteten über Erektionsstörungen und mehr als 60 Prozent der betroffenen Frauen gaben Orgasmusstörungen an. Angehörige wendeten im Durchschnitt 22,5 Stunden pro Woche für die Pflege der von der Parkinson-Erkrankung betroffenen Partner bzw. Partnerinnen auf.
Bezüglich der Medikamentenbehandlung gezeigten sich große regionale Unterschiede, zum Beispiel wurde Levodopa in England und Portugal deutlich großzügiger eingesetzt als in Deutschland.
Künftig wird der in dieser Studie erstellte Datensatz auch anderen Forschergruppen frei zur Verfügung stehen.
Tolosa et al., J Park Dis 2021
Der Artikel erschien erstmalig im Newsletter der Parkinson-Stiftung.